Richard Groß war Brieftaubenliebhaber mit Leib und Seele. Von Kindesbeinen an begeisterte er sich für die „Rennpferde des kleinen Mannes“ und wurde von seinem Großvater an das Hobby herangeführt.

 

Im Laufe der Jahre feierte er in der SG Föckler + Groß viele sportliche Erfolge, ein Highlight war der Gewinn der „Gut Flug“ -Generalmeisterschaft im Jahre 1995. In jüngster Vergangenheit sorgte sie mit Spitzenpreisen in Reisevereinigung, Fluggemeinschaft und im Regionalverband immer wieder für Furore. Aber darauf kam es ihm gar nicht so sehr an, vielmehr hatte er früh Spaß daran gefunden, für die Gemeinschaft der Brieftaubenzüchterinnen und -züchter da zu sein und die Zukunft mitzugestalten. Schon als Jugendlicher übernahm er im Verein und in der Reisevereinigung Verantwortung.

 

Im Januar 2012 wählte die Mitgliederversammlung des Verbandes den damaligen Vorsitzenden des Regionalverbandes 650 „Rhein-Pfalz“ zum Vizepräsidenten des Verbandes. Den Regionalverband führte er bis dahin schon mehr als fünf Jahre. Anfang Januar 2013 wurde er einstimmig zum Präsidenten des Verbandes gewählt, und er übernahm die Amtsgeschäfte seines überraschend verstorbenen Vorgängers Dr. Hans-Hermann Wöbse. Während seiner Amtszeit hatte er immer ein übergeordnetes Ziel: Unser Brieftaubenwesen in eine lange und erwartungsvolle Zukunft zu führen. Dabei setzte er sich leidenschaftlich für die Interessen unserer Mitglieder ein, und er stand ihnen immer als aufmerksamer Ansprechpartner und Zuhörer zur Verfügung. Das Wort Problem kannte er kaum, vielmehr sah er Herausforderungen, die nach einer möglichst raschen, effektiven und gleichzeitig eleganten Lösung verlangten.

 

Mit seinen innovativen Ideen und Ambitionen konnte Richard Groß sehr viel im Brieftaubenwesen bewegen. Die Mitglieder- und Nachwuchsförderung stand auf seiner Agenda ganz weit oben. Dabei war ihm die Gewinnung neuer Mitglieder genauso wichtig wie die vorhandenen Sportfreundinnen und Sportfreunde zu erhalten. Die stabilisierende Kontinuität vorhandener Meisterschaftssysteme trugen ebenso dazu bei wie beispielsweise die neue Ladies League oder der Zukunfts-Cup. Die unter seiner Leitung eingeführte Fördermitgliedschaft bietet sympathisierenden Menschen die Möglichkeit, den Verband zu unterstützen. Bei allen Überlegungen, beispielsweise zur Modifizierung von Meisterschaften oder für neue Wege achtete er stets darauf, die Interessen des „kleinen Mannes“, des einfachen Taubenzüchters zu vertreten.

 

Einen hohen Stellenwert hatte bei ihm auch die Deutsche Brieftauben-Ausstellung (DBA) als zentraler Anlaufpunkt für alle taubenbegeisterten Menschen aus nah und fern. Nicht zuletzt durch ein attraktives Rahmenprogramm und die Aufwertung des feierlichen Züchterabends konnten die vorher sinkenden Besucherzahlen gebremst und sogar in steigende Werte umgewandelt werden, trotz rückläufiger Mitgliederzahlen. Das führte nebenbei auch dazu, dass das Medieninteresse an der DBA von Jahr zu Jahr zunahm. Diese und auch viele weitere Presse-Kontakte wusste Richard Groß immer sehr gekonnt einzusetzen, um für das Brieftaubenwesen zu werben. Die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes wurde unter der Führung von Richard Groß intensiviert, so wird seit einigen Jahren jeweils im April ein Tag der Brieftaube durchgeführt, welcher Neugierigen die Möglichkeit gibt, das Brieftaubenwesen kennenzulernen. In die Gegenwart der digitalisierten Informationswelt brachte er den Verband durch die Erweiterung der Präsenz im Internet und den sozialen Medien.

 

Das Wohl unserer Tauben und die Zufriedenheit der Sportfreundinnen und Sportfreunde lagen Richard Groß immer sehr am Herzen. Deshalb war es ihm immens wichtig, die Flüge noch sicherer zu machen. So wurde unter seiner Leitung die Flugsicherungskommission FSK gegründet, die verschiedenste Informationen zur sicheren Heimkehr der Tauben sammelt und auswertet. GPS-Geräte in Kabinenexpressen wurden zur Pflicht, Flugkoordinatoren installiert und die Wetterberatung für Flugleiter so stark optimiert und professionalisiert wie niemals zuvor.

 

Aber auch die vielen vermeintlich kleinen Dinge waren es, die Richard Groß selbstlos umsetzte. So hat sich der frühere IT-Spezialist beispielsweise in zahlreichen Abendstunden selbst an den Computer gesetzt, um etwa die neue Online-Mitgliederverwaltung oder die Online-Terminformulare für die Verbandszeitschrift eigenhändig zu programmieren. Hier diskutierte er nicht lange, sondern machte es kurzerhand selbst!

 

Auf internationaler Ebene gelang es ihm in den letzten Jahren, dem deutschen Brieftaubenwesen weltweit zu großer Anerkennung zu verhelfen. Im Weltverband FCI traf er mit vielen Ideen und Vorschlägen genau den Puls der Zeit. Die gemeinsame Bestellung von Verbandsringen (mit FCI-Logo), um die Beschaffungskosten für alle Verbände niedrig zu halten, geht maßgeblich auf ihn zurück.

 

Auch hier waren seine Weitsicht und sein vorrausschauendes Handeln bemerkenswert: Konsequent und zielstrebig hat er vor vier Jahren zusammen mit Partnern aus Taiwan die in China durchgeführte DBA-Asia ins Leben gerufen. Sein vorrangiges Ziel war es, den boomenden asiatischen Taubenmarkt fester mit deutschen Sportfreunden und Firmen zu verknüpfen, um den hiesigen Markt dadurch zu stärken. Um zusätzlich die westeuropäische Region zu stärken, initiierte er als Gründungsmitglied die United West European Pigeon Association (UWEPA), deren Präsident er war. Die erste UWEPA-Ausstellung fand während der DBA 2020 statt.

 

Für viele Neuerungen ist man Richard Groß auch im Ausland äußerst dankbar. Einer seiner wichtigsten Errungenschaften ist sicherlich in der Medizin zu finden. Während seiner Präsidentschaft hat er sich unter anderem für die Forschung stark gemacht und die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Jungtierkrankheit damit erst möglich gemacht. Sein Einsatz für unsere Taubenklinik – weltweit einzigartig – und deren Einbindung in internationale Entwicklungen sind ebenfalls beispielslos. Besonders herauszuheben ist auch sein außerordentlicher Einsatz für alle Züchterinnen und Züchter zu Zeiten der Vogelgrippe und die daraus entstandene Geflügelpestverordnung.

 

„Stillstand ist Rückschritt“ war stets sein Motto. Nach diesem Grundsatz hat er auch sein Unternehmen zum Recycling und zur Veredlung von Kunststoffen aufgebaut. Mit den Tugenden des erfolgreichen Unternehmers hat er auch acht Jahre lang die Geschicke des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter e. V. geleitet. Entspannung fand er bei seinen Brieftauben und in geselliger Runde mit Freunden. Seine Kraft schöpfte er aus seinem Familienleben.

 

Wir haben Richard Groß als verlässlichen und aufrechten Weggefährten kennenlernen dürfen. Ohne Rücksicht auf eigene Befindlichkeiten hat er sich stets für die vielen anstehenden Aufgaben und für seine Sportfreunde in der ganzen Welt eingesetzt. Am 28. April 2021 verstarb er im Alter von nur 59 Jahren nach langem Ringen mit seiner schweren Erkrankung. Lange hat er gekämpft, wir haben gehofft, und am Ende haben alle verloren.

 

Richard Groß war nicht nur ein aufopferungsvoller Präsident, der den Deutschen Brieftaubenverband mit grenzenlosem Einsatz geführt hat. Er war vor allem auch ein guter Freund, der in unserer Mitte fortan fehlen wird. Sein Wirken und seine Persönlichkeit werden uns unvergessen bleiben.

 

Unsere tiefempfundene Anteilnahme gilt in diesen schweren Stunden ganz besonders seinen Angehörigen, allen voran seiner lieben Ehefrau Heide.

 

Für den Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e. V.

Hans-Joachim Nüsse,

Vizepräsident

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